teammedia-Verlag, Leseproben

Walter Janach, die Flugzeuge und die Fotografie 16 Jahre jung war Walter Janach, als er für ein Jahr lang zu einer Gastfamilie in England reisen durfte. Mit dem Gymnasium hatte es nicht im ersten Anlauf ge- klappt, und für die Lehre als Maschinenzeichner in Basel war er noch zu jung. Ein Sprachaufenthalt sei das Richtige, fanden seine Eltern, und schickten den 1939 geborenen Walter Janach dafür nach England. Was ihn fern seiner Heimat besonders faszinierte: Das Fotolabor im Keller der Privatschule in Südwestengland. Dort entwickelte ein älterer Kollege Filme und stellte Fotoabzüge her. Unter anderem zeigte er dem faszinierten jungen Schweizer einige tolle Flugzeugaufnahmen von der Farnborough Airshow. Dass sich Walter Janach in den kommenden Jahren intensiv der Flugzeugfotografie widmete, dazu haben auch die Gloster Javelin ihren Beitrag geleistet. In we- nigen Kilometern Distanz zur Schule testete die Gloster Aircraft Company die zweistrahligen Jagdflugzeuge auf dem Moreton Valence Airfield der Royal Air Force. Walter Janach wollte wissen, wo die Flugzeuge landeten, die mit ihren tiefen und lautstarken Überflügen immer wieder für Unterbrüche im Schul- betrieb sorgten. Noch hatte Walter Janach keinen Fotoapparat, doch als er über Weihnachten zu seinen Eltern reisen durfte, konnte er die Kamera seines Vaters mitnehmen. Ein „Wahnsinnserlebnis“ war alleine schon der Flug mit der Convair 240 der Swissair nach England, wie sich der spätere Ingenieur heute erinnert. Mit der Kamera des Vaters im Gepäck, hat er zurück in England rasch zwei Dinge ge- macht: Er ist zum London Airport gefahren, dem heutigen Flughafen London Heathrow, und hat von der Dachterrasse des damals schon riesigen Flughafens Aufnahmen von Flugzeugen gemacht. Und, er ist mit dem Velo zum Moreton Valence Airfield gefahren, wo es ihm tatsächlich gelungen ist, die Gloster Ja- velin zu fotografieren. „Das war ein Schlüsselerlebnis“, so Walter Janach, „die Javelin waren im Landeanflug so tief über einer Strasse, dass sie durchstar- ten mussten, wenn im falschen Moment ein Auto auf der Strasse fuhr. Von dort aus konnte ich mit Normalobjektiv Fotos dieser Jets machen und ich war schon ein wenig stolz, dass es mir beim ersten Versuch gelungen ist, ein schar- fes Foto dieses Jets im Flug zu machen.“ Zurück in der Schweiz, hat ihn die Faszination für die Flugzeugfotografie nicht mehr losgelassen. Unzählige Male ist Walter Janach per Velo ins Elsass ge- fahren, um Flugzeuge im Anflug auf den Flugafen Basel-Mulhouse zu fotogra- fieren. Doch mehr los war am Flughafen Zürich-Kloten. Nun in der Lehre als Maschinenzeichner, konnte er sich die günstigen Studententickets der Swiss- air leisten: Basel-Zürich und zurück für 20 Franken, so das attraktive Angebot 1957. Was das Ganze noch spannender machte: Die Swissair flog die Stre- cke mit den damals neuen Convair 440 Metropolitan, als Alternative konnten auch die Flüge der British European Airways mit Vickers Viscount genutzt wer- den. Um am Flughafen Zürich für das Fotografieren mobil zu sein, hat Walter Janach sein Velo jeweils per Bahn zur Station Flughafen Werft geschickt. Ein besonderes Erlebnis versprach das Flugmeeting in Basel von 1958 zu wer- den. Der junge Flugzeugfotograf bemühte sich darum, das Flugmeeting mit internationaler Beteiligung als Pressefotograf zu besuchen. Die Basler Zei- tungen hatte natürlich ihren eigenen Fotografen im Einsatz, doch die Schaff- hauser Nachrichten zeigten Interesse und dank ihrem Auftrag konnte Walter Janach mit einem Presseausweis zum Flugmeeting. D.H. 106 Comet, Avro Vul- can, North American F-100C Super Sabre oder Lockheed C-130A Hercules – die Liste aussergewöhnlicher Flugzeuge an diesem Grossanlass war lang. Der junge Fotograf konnte viele der Flugzeug am Freitag bei ihrem Anflug foto- grafieren und entwickelte in der folgenden Nacht die Filme – im Badezimmer des Elternhauses, was von Mutter und Schwester einiges an Verständnis und Rücksichtnahme abverlangte, wieWalter Janach heute schmunzelnd bemerkt. Mit Bildlegenden versehen, warf er die aktuellen Fotos auch in den Briefkas- ten der damaligen National Zeitung in Basel. Prompt waren diese Bilder am nächsten Tag in der Zeitung. Dass da ein 18-jähriger Junge schneller war als alle andern, wurde auch von den etablierten „Hoffotografen“ bemerkt. Weiterhin ist Walter Janach einige Male pro Jahr zum Fotografieren zum Flug- hafen-Zürich gereist, manchmal via Zürich auch nach Genf – immer per Flug- zeug und mit den günstigen Studententickets. Ein grosses Erlebnis war 1962 der erste Flug mit einer brandneuen Convair Coronado der Swissair von Genf nach Zürich. Der ambitionierte Fotograf bot seine Fotos auch der Zeitschrift „Aviatik“ an, die ihren Redaktionssitz in Chur hatte. Mit dem Empfehlungsschreiben dieser Redaktion in der Tasche ist Walter Janach im Jahr 1960 nach Zürich gereist, mit dem Ziel, Fotos der damals neuen Swissair DC-8 und Caravelle sowie der Air India Boeing 707 zu schiessen, die auf ihrem Weg nach Grossbritannien jeweils eine Zwischenlandung in Kloten einlegte. Der junge Mann erkundigte 3

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