teammedia-Verlag, Leseproben

126 I m hohen Norden Finnlands hat die Schneeräu- mung so ihre Eigenheiten. Längs der Fahrbahn sind am Strassenrand breite und tiefe Gräben ausgehoben. Bei Schneefall oder Schneeverwehun- gen wird der auf der Strasse liegende Schnee mit grossen Pflügen und bei hohem Tempo von der Fahrbahn in die Strassengräben gestossen. Diese füllen sich während des langen Winters mit Schnee und Eis auf. Mit dieser Technik steht die Fahrbahn dem Verkehr in ihrer vollen Breite zur Verfügung. Im Frühling beginnt der Schnee in den Gräben zu schmelzen. Weiterer Arbeitsaufwand ist nicht nötig! Dieser Räumungsmethode bewusst, aber kaum Beachtung schenkend, nähere ich mich von Kirke- nes kommend dem Strassenkreuz vor Inari. Neben mir sitzt Thomas mit der Filmkamera, griffbereit, auf Action hoffend! Eigentlich sollte ich die Lizzy schon seit längerer Zeit zum Stehen bringen, um aus den Reservekanistern Benzin in den nur 30 Liter fassenden Tank zu schütten. Doch nirgends entdecke ich eine geeignete Ausweichstelle, um niemanden beim „Boxenstopp“ auf der aalglatten Strasse zu gefährden. Leicht gestresst entscheide ich mich schliesslich zum Anhalten, lenke die Lizzy an den Strassenrand, gerate prompt einige Zentimeter zu weit nach rechts und rutsche in den mit Neuschnee „heimtückisch getarnten“ Strassen- graben. Kopfvoran und bis zur Frontscheibe bohrt sich die Lizzy in die weisse Pracht. Kein brutaler Stopp, nein, vom Schnee sanft abgebremst, ohne Blechschaden und sauber parkiert! Geistesge- genwärtig hat Thomas den „Abflug“ gefilmt und meint „schadenfreudig“: „Ich habe die Kamera sofort eingeschaltet und werde im Facebook dein Manöver dokumentieren. Das wird dir viele neue Freunde bringen!“ Ich protestiere heftig, ist es doch bekannt, dass ich dem erwähnten Medium wenig Sympathie entgegenbringe. Nach heftiger Diskussion verspricht mir Thomas hoch und hei- lig, seine „geniale“ Idee nicht zu realisieren! Doch wie kommen wir ohne Hilfe auf die Strasse zurück? Kurz vor Inari. Die Tage werden länger. „Kopfvoran in den weichen Schnee“