teammedia-Verlag, Leseproben

87 B ei der Suche nach einer Unterkunft in Görlitz an der Neisse fällt mir an der Rosenstrasse 4 ein baufälliges Gebäude auf. Dieses ehemalige herr- schaftliche Haus mit der neuklassischen Eingangs- pforte interessiert mich. Der in sich zusammenfal- lende Dachstuhl ist notdürftig mit Planen bedeckt. Eingeschlagene Fensterscheiben gewähren einen vagen Einblick auf Stuckaturen an Wänden und Decken. Eine Stützmauer aus Beton an der zur Strasse abgewendeten Seite verhindert den Ein- sturz des gesamten Gebäudes. Der vollkommene Ruin ist eine Frage der Zeit. Was für jahrhundertal- te Geschichten kann diese morbide Fassade erzäh- len? Da sticht mir eine Steintafel mit eingemeissel- ter, schlecht lesbarer Schrift ins Auge. „Napoleon 23. Mai 1813“. Sie muss wesentlich jünger sein als der Mörtel an dem sie klebt. “Hat Napoleon zwei Adressen in Görlitz besessen? Jene am Obermarkt 29 und diese hier an der Rosenstrasse 4?“ Dass Na- poleon Bonaparte mehrmals am Obermarkt abge- stiegen ist, steht in allen Prospekten und Schriften über Görlitz, und ist auch an Stadtführungen ein An der Rosenstrasse 4 in Görlitz. Das Rätsel an der Rosenstrasse

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